Freitag, 20. Dezember 2024

Blau AG - Blau AG (2000)

 

1 A Schwoaza Tag 3:28
2 Alla In Der Nocht 4:25
3 No Na Ned 3:38
4 Nimm Die Fiass In Die Händ 2:46
5 Wegn Dir Wer I Ned Rean 5:18
6 Vollhammer 3:54
7 Vollmondnacht    5:50
8 Kopfweh 2:45
9 Bitte Ruaf Doch An 2:46
10 In Meine Augn 3:44   

TRACKLISTE                                                                             Sixtysix Records – none          

Kollegen niederzumachen bereitet auch Kritikern besonderen Spaß. Zugegeben. So gesehen verursacht das Album der Blau AG allerdings wenig Freude. Denn Niederzumachen gibt es hier kaum etwas. Genauer gesagt: gar nichts. Im Gegenteil. Wer bis dato Blues mit Wienerischen Dialekttexten skeptisch — und dies nicht ohne Grund — gegenüberstand, wird hier vorgefasste Meinungen wohl oder übel über Bord werfen müssen. Tommy Tatzber, manchen auch als Kritiker des Komplementärmagazins (nachdem
Concerto keine Konkurrenz kennt!) Jazz Live bekannt, hat eine äußerst ansprechende Melange aus Musik und Texten gebraut, die von seinen Mitstreitern von Piano bis Harmonika kongenial umgesetzt wird, meist in Bluesidiomen, aber auch mit anderen Stilmitteln, etwa Country (Nimm die Fiaß In Die Händ) oder gar Wienerlied-Soul.Ähnlichem (Wegn Dir Wer I Ned Rean). Für österreichische Verhältnisse überrascht dabei die hohe Professionalität, mit der eingespielt wurde und die handwerkliches Können mit Spiel- und Wortwitz kombiniert. Selbst die größte Schwäche heimischer Bluesbands, der Gesang, kommt bei Blau AG nicht zum Tragen, denn sogar hier gibt sich der gute Tatzber keine Blöße. Was wir immer schon geahnt haben, dass nämlich eine Seelenverwandtschaft zwischen Mississippidelta und dem
Donaukanal bestehen muss, manifestiert sich nun tatsächlich in Form der Blau AG. Somit stünde ja auch einem Börsengang nichts mehr im Weg!? Vollhammer! (Dietmar Hoscher, Concerto 4/2001)

Die Favoritner Bluesband ist ausgezogen, um mit dem angeblichen Vorurteil aufzuräumen, dass Blues nur auf Englisch richtig rüber kommen kann. Dabei ist es nur ein kleiner gedanklicher Schritt vom weinerlichen Wienerlied zum guten alten traurigen Blues, oder? Und wirklich. Die Texte aus der Feder von Bandleader Tommy Tatzber sind weder peinlich noch banal. Der Wiener Dialekt schmiegt sich, wie extra dafür erfunden, an die Blues-, Rock- oder Country-Arrangements. Endlich also verstehen wir, was wir bei B.B. King oder Muddy Waters immer nur vermutet haben? Wäre ich 20 Jahre jünger, würde ich nichts von der Worried Men Skiffle Group oder Ostbahn Kurti wissen, wäre ich vielleicht sprachlos vor Staunen. So bin ich bloß angenehm überrascht.
(Jürgen Rottensteiner, X-Act 56/2001)

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